Medial hatten wir stark den Klimawandel im Vordergrund, dann Corona und jetzt den Krieg gegen die Ukraine. In Reaktion auf den Abgas-Skandal ist die Elektromobilität gesellschaftsfähig geworden; wir waren krank, isoliert, arbeiten inzwischen strukturell anders aufgrund des Home-Offices und momentan kommen viele Geflüchtete nach Deutschland, verändern unseren Alltag. Was macht das mit uns, mit mir, wie fühlt sich das an, wie fühlt sich die Gesellschaft an?

Auffallend ist, dass vieles, was lange gültig war, keinen Bestand mehr hat.  Wir sind massiv von den Automobilkonzernen und ihren Zulieferern belogen worden. In der (amerikanischen) Politik wurde systematisch gelogen und uns als „alternative Fakten“ verkauft. Männer in der (Film-)Industrie haben ihre machtvolle Position ausgenutzt und Frauen missbraucht. In den Kirchen sieht es ähnlich aus und die Menschen treten massenhaft aus. Dopingskandale und Korruption ließen das Sommermärchen vom Sport platzen. Der Staat wird um Milliarden durch Cum-Ex-Geschäfte betrogen und man wird das Gefühl nicht los, dass dem Ganzen gar nicht richtig nachgegangen wird. Ähnlich beim Thema Rechtsradikalismus innerhalb der Bundeswehr und der Polizei. Die Leaks, die in den Medien (Gottseidank!) veröffentlicht werden, kann man schon gar nicht mehr zählen. In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich?

Und das macht was mit uns: Lügen, Mobbing, Hate Speech sind in den sozialen Medien stark verbreitet, man möchte fast sagen: in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Ton wird rauer, Hauen und Stechen nehmen auf allen Ebenen zu. Ein Teil der Gesellschaft kann dies nicht länger ertragen und lenkt sich ab: endlich wieder Fußball im Stadion, Tanzen im Club, dichtgedrängte Konzerte vor der Bühne. Wieder ein anderer Teil flüchtet, hat sich entschlossen, da nicht mehr mitzuspielen. Viele werden psychisch krank, andere entwickeln Selbstberuhigungsstrategien: Yoga, Waldbaden, man sucht das Authentische, das Echte, lebt vegan. Die Kosten der Gesellschaft werden internalisiert, es kommt zur Verinselung der Gesellschaft.

Das Misstrauen gegenüber den zunehmend kollabierenden Institutionen spiegelt sich auch in der Technologieentwicklung wider: Open Source, Public Money – Public Code, Zero Trust, Blockchain. Im Web3 gewinnt die Idee der Dezentralisierung an Bedeutung, nicht nur für die Software-Entwicklung, sondern auch als eine Form des Organisierens von Unternehmen (DAO=Dezentrale Autonome Organisationen). Mit Token wird im Rahmen von Smart Contracts über Unternehmensentscheidungen abgestimmt. Ich stehe aufgrund meiner Erfahrungen der Idee der Dezentralisierung skeptisch gegenüber, nicht selten sind sie idealistische Deckmäntel subtiler und verdeckter Machtgefälle. Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass sich mit Hilfe der Blockchain-Technologie eine ganz neue Qualität von End-zu-End-Beziehung bauen lässt, die unabhängig vom gängigen Finanzierungswesen macht. Stichworte: Token Economy, Mikrokredite, Crowdfunding.

Was aber dringend in unserer Zeit gebraucht wird, ist ein waches Vertrauen, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, um zu merken, dass alle Inseln am Grunde des Meeres miteinander verbunden sind.

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