Als der deutsche Tennisspieler Alexander Zverev letztens nach einem Sieg noch auf dem Platz gefragt wurde, was er denn jetzt nach dem Spiel mache, antwortete er mit einem Lachen: erst mal ein Bier trinken. Während das australische Publikum dies mit Johlen goutierte, fragte die Journalistin irritiert nach. Nein, nein, ruderte Zverev zurück, das sei natürlich ein Witz, aber es sei langweilig immer wieder die gleichen Fragen gleich zu beantworten. Er sei ja schließlich kein Roboter.

Tennisprofis und Manager:innen in Organisationen und Unternehmen haben das gemeinsam: Immer wieder die gleichen Informationen weitergeben zu müssen. Das nervt, kostet Zeit, ist repetitiv. Und Humor hilft hier nicht weiter: In meiner Zeit als Pressesprecher eines börsennotierten Unternehmens bohrte eine Journalistin hartnäckig nach: Sie hatte im Quartalsbericht auf S. 34 eine Unstimmigkeit gefunden (insgeheim bewunderte ich sie dafür: Wer liest schon einen Quartalsbericht bis dahin?). Wir hatten eine Sprachregelung vorab aufgestellt und bierlaunig wiederholte ich immer wieder die gleiche Antwort auf ihre Fragen. Ich dachte, sie merkt schon, dass wir hierzu nicht mehr sagen wollen, können, werden und gibt auf. Von wegen! In ihrem Artikel schrieb sie: Ein Unternehmenssprecher beantwortete diese Fragen wiederholt in stupider Eintönigkeit. Humor an dieser Stelle war keine gute Idee von mir und erweckte den Eindruck einer Mischung aus Hochmut und Verschlossenheit.

Dann gibt es noch die Roger Federers, die immer mit natürlicher Eleganz und Leichtigkeit eine Antwort finden, auf dem Platz, im Interview. Aber das ärgert den Maestro, dass das immer alle über ihn denken, alles sähe so leicht bei ihm aus, denn er müsse es sich genauso hart erarbeiten wie alle anderen auch. Aber das wollen wir gar nicht wissen oder sehen denn wir wollen es glauben. Im Heldenmythos geht es um außerordentliche Begabungen und die korrespondieren mit effortless power, also quasi angeboren, von alleine. Pfft, von wegen. Auch Kommunikation will trainiert sein (und hier verrate ich ein kleines Geheimnis: wird dann besser). Erfolg bringt wie bei Federer eine gewisse Gelassenheit und ein Wohlwollen mit sich, die bei Antworten helfen. Erfolg kann man nicht ohne weiteres kopieren, die genannte Einstellung schon.

Sorry – und der Rest ist Arbeit. Zwei Dinge helfen immer: Zum einen sollte man sich selbst beobachten und analysieren, wann und warum manche Kommunikationen mehr gelingen als andere, einem selbst mehr Spaß bereiten als andere und versuchen, diese leichten Momente der Kommunikationseleganz wiederholbar zu machen. Zum anderen sollte man sich zugestehen, dass man so gut kommuniziert, wie man kann und dass das manchmal weniger gelingt. Schwer ist leicht was. So what?

P.S.: In der Bio meines Twitterprofils hatte ich es bereits geschrieben: Ich bin ein Tennisverrückter mit Physik-Schwächen (man muss den Ball häufig mit Schnitt schlagen,  mein Grundverständnis von ungleichmäßig beschleunigten Bewegungen könnte größer sein).

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