Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich die größte Innovation der letzten Jahre komplett übersehen habe. FOMO kannte ich damals anscheinend noch nicht: Fear Of Missing Out. Glücklich über den neuen Job und die nette Stadt (Oldenburg), ging ich mit Kollegen vom Mittagessen zurück zur Firma. Unser IT-Chef zeigte uns enthusiastisch sein neues Handy: „Damit kann man unendlich viele Bilder durchblättern und das alles ohne Tasten, einfach so mit Wischen…“. Das war im Sommer 2007. Wer braucht denn so was, dachte ich.

Ein paar Jahre später, erklärte mir in der gleichen Firma ein französischer Kollege, dass Bitcoins eine Wahnsinnsmöglichkeit a) zum Geldverdienen seien und b) als zusätzlicher Zahlungskanal von unserer Firma genutzt werden sollte. Ich verstand es nicht und packte es in die Schachtel: Der Vertrieb hat mal wieder eine verrückte Idee. Heute mag ich gar nicht nachrechnen, wohin ein frühzeitiges Investment inzwischen geführt hätte.

Wie erkennt man also echte Innovationen rechtzeitig und kommuniziert sie so, dass sie auch wahrgenommen werden, ernst genommen werden? Abgeleitet aus meinen eigenen Erfahrungen gibt es klassische Hürden für diese Kommunikation: Es muss verständlich und der Mehrwert deutlich sein und der Enthusiasmus sollte gedämpft werden, damit die hohe emotionale Energie nicht gleich skeptisch stimmt.

Aktuell wird das Metaverse durchs Dorf getrieben. Schulterzucken oder Augenbraue hoch? Kommt auf die Perspektive an: Kunstschaffende sehen neue Möglichkeiten sich und ihre Kunstwerke via NFTs jenseits klassischer Vertriebswege zu vermarkten (Creator Economy). Ähnliche Goldrauschgefühle wecken Landkäufe in The Sandbox. Vielleicht überhitzter Turbokapitalismus.

Wenn wir uns von den Denkgrenzen zwischen Sau und Dorf wegbewegen, kommen wir zur Frage nach dem Next Big Thing. Welche Art von Veränderung wird die Basis für die nächste Stufe der Digitalisierung sein? Die Entwicklung ging bislang von Desktop  über Web zu Smartphones, von Text über Photos zu Video. Was diese Entwicklung charakterisiert: Wieviel stärker wir in die Erfahrung, neudeutsch: Experience, einbezogen, reingezogen werden und dadurch alles als stärker real empfinden. Seit 2 Jahren habe ich eine VR-Brille und wenn Freunde zu Besuch sind, die die Oculus mal ausprobieren wollen, sagen alle durch die Bank: Wow – das ist ja so als ob man mittendrin wäre, krass! Der Unterschied ist: ein Konzert auf dem Fernseher zu schauen oder mit auf der Bühne stehen. Wesentlich trägt dazu die 360°-Perspektive bei.

Und diesen Wow-Moment zu kommunizieren, das ist sehr schwer. Mit zu viel Enthusiasmus vorgetragen, gilt man schnell als Schwärmer, typisch Mann (Technik!) oder als Marktschreier. JedeR, der/die die Brille aufgehabt und die Erfahrung gemacht hat, vergisst sie nicht mehr und findet es mehr als beeindruckend. Wenn jemand aber diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, ihm dann das nahezubringen: fast unmöglich. Diese Immersion, das starke Ansprechen und Einbeziehen und Ermöglichen von Gefühlen, ist die Kraft hinter der Innovation und wird dem Metaverse zum Durchbruch verhelfen. Es ist einfach der nächste logische Schritt. 

Die Oculus-Brille ist noch schwer, drückt nach einiger Zeit auf dem Gesicht. Aber die Miniaturisierung von Technik ist ja nur eine Frage der Zeit. Die Verbindung zu Brillen, die ein Verschmelzen von virtuell und real ermöglichen (Augmented Reality), ist in greifbarer Nähe. Inzwischen kann man Kleidung in der realen Welt kaufen, die einem dann zusätzlich als NFT virtuell zur Verfügung gestellt wird und gehört (Blockchain). Ich denke, die Amalgamisierung virtueller mit realer Welt wird unsere Zukunft sein.

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