Letztens habe ich mal wieder einen Artikel zur „Internen Kommunikation“ gelesen. Er stammte nicht aus dem letzten Jahrhundert. Die genannten Instrumente reichten vom „Schwarzen Brett“ bis hin zum Virtual Influencer im Metaverse. Unabhängig ob old oder new school – bei der Analyse interner Zielgruppen dominierte das klassische Schichtmodell: Vorstand – Führungskräfte – Mitarbeitende. Dieses Pyramidendenken deckt sich mit dem Ausspruch eines Geschäftsführers, mit dem ich letzthin telefonierte, und der als Quintessenz seiner Freude über das neue Rebranding sagte: „Jetzt müssen wir das nur noch in die Köpfe der Mitarbeitenden bringen.“ Ja, wenn das mal so einfach wäre mit der internen Kommunikation.

Das Kommunikationsverhalten entspricht häufig latent einem zentralistischem Verständnis. Dachbotschaften werden definiert, die über alle Niederlassungen an alle Mitarbeitenden vermittelt und verankert werden müssen. Dabei gibt es zunehmend Schwierigkeiten: Nicht nur, dass sich der Wertehaushalt der Millennials grundlegend verändert hat, nein, es gibt auch immer wieder kommunikative Störfeuer, aka: der Flurfunk. Diesen gilt es in jedem Fall zu vermeiden, am besten durch eine klare und transparente Kommunikation, denn dann erübrigt sich der Flurfunk von allein. Ach ja, das wäre schön.

Dem Kommunikationsverständnis liegen Bilder des Unternehmens, der Organisation zugrunde. Die Pyramide passt gut zu einem mechanistischem Verständnis von Unternehmen und steht für eine gut geölte und steuerbare Maschine. In PowerPoint-Vorträgen sieht man heute immer noch Folien von Zahnrädern, die ineinandergreifen. Das Organisationsverständnis fußt auf einem Menschenbild, in diesem Fall ist leicht erkennbar, dass die Maschine dem Militär entlehnt ist und auf Werten ruht wie Gehorsam, Pflichterfüllung, Dienstbereitschaft. Entwickeln sich Gesellschaften weiter, verändern sich diese durch die Werte, die die Menschen bewegen. Während sich das Organisieren und die Art der Zusammenarbeit ändern, bleiben die Organisationsbilder stecken, hinken nach, siehe PowerPoint.

Viel ist gewonnen, wenn man auf andere Bilder von Organisation setzt. Zum Beispiel dem Bild der Organisation als Organismus, der offen gegenüber seiner Umwelt ist und permanent damit beschäftigt ist, den Austausch zwischen außen und innen, das Überleben zu sichern. Für das Management in solchen Organisationen ist es hilfreich, wenn man sich nicht so sehr an (statischen) Zielen orientiert, die als Endpunkte erreicht werden oder nicht, sondern systematisch auf Bedürfnisse des eigenen Organismus aka Organisation achtet. Hier eröffnen sich neue Kommunikationsräume im Nebeneinander, die kommunikativ ähnlich zu steuern sind wie im Management beim Lateralen Führen. Der Flurfunk ist dann kein zu eliminierendes Element mehr, sondern einer von vielen weiteren Echokammern zur Verarbeitung von Kommunikations-Bedürfnissen innerhalb des Organismus Organisation. Gerade in IT-Organisationen, die sich durch einen Nachfrage-Überhang bei gleichzeitiger Mitarbeitenden-Knappheit auszeichnen, wird interne Kommunikation viel wichtiger, weil das Überleben der Organisation weniger durch mangelnde Nachfrage gefährdet erscheint als vielmehr durch die mangelnde Beachtung der Bedürfnisse von Mitarbeitenden. Vom Management aus betrachtet bedeutet dies, dass die Sales-Abteilung lernen muss, angenehmer zu vertrösten, und die interne Kommunikation benötigt vor allem eins: Aufstockung.

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